AMAG: Ökosystem für nachhaltige Mobilität stellt Kundschaft in den Mittelpunkt

Veröffentlicht: 2024-01-10

Das Schweizer Automobilunternehmen AMAG hat sich als langjähriger Importeur von Fahrzeugen der Volkswagen-Gruppe einen Namen gemacht. Mit der Vertikalisierung ihres klassischen Geschäftsmodells rustet sich die AMAG-Gruppe für die Zukunft und baut ein einzigartiges Ökosystem für nachhaltige Mobilität auf.

Wie dabei die richtigen digitalen Kanäle und Tools zum Einsatz kommen und welche Rolle eine exzellente Customer Experience beim Schaffen von Kundenloyalität und der systematischen Nutzung von Cross- und Upselling-Möglichkeiten spielt, war eines der Themen geschätzt der Schweizer Ausgabe der SAP CX Live: Exec Connect Ich bin November 2023 in Zürich.

Bernhard Soltermann: Wie soll die AMAG-Gruppe in 20 Jahren aussehen?

Dazu stellte Bernhard Soltermann, Co-Geschäftsführer der neuen Division AMAG Energy & Mobility, in seiner inspirierenden Keynote die Vision der AMAG-Gruppe und deren Transformationsprozess vor. Im Anschluss antwortete er mir im Interview noch einige Fragen. „ Wir haben uns zunachst damit verpflichtet, wie unser Unternehmen aussehen muss, damit die Kundinnen und Kunden auch in 20 Jahren noch zu uns kommen “, nannte er den Ausgangspunkt.

Green CX: Mehr Wachstum durch ein nachhaltiges Kundenerlebnis

Zwei Frauen fahren Roller, während ein Mann vor grüner Stadtkulisse Fahrrad fährt. Sie fördern Nachhaltigkeit und Verbraucherpräferenzen. Green CX und eine ESG-Datenstrategie können dazu beitragen, nachhaltige Erlebnisse zu bieten. Das Thema Nachhaltigkeit wird auch im Rahmen der Customer Experience (CX) immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Im FCEE-Blog wird gezeigt, wie unter dem Stichwort „Green CX“ vermehrt nachhaltige Konzepte für das Kundenerlebnis zum Einsatz kommen.

Vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Elektrifizierung der Automobilbranche und des dringend notwendigen Klimaschutzes entwickelte der 1948 gegründete Familienbetrieb mit Sitz in Cham im Kanton Zug seine Geschäftsfelder gezielt weiter. So investierte er zum Beispiel konsequent in erneuerbare Energien und innovative Mobilitatslösungen.

Ziel des begonnenen Umbaus ist die Transformation der AMAG-Gruppe zu einem modernen Mobilitats- und Energieanbieter, bei dem der Kunde im Mittelpunkt steht.

Denn die zukünftige Fortbewegung von Menschen und Gütern werde – so unser Gast – „ nachhaltig, digital und vernetzt “ sein.

Alles aus einer Hand rund um die E-Mobilität

Das angestrebte Ökosystem, das neben der E-Mobilität auch alle Produkte und Dienstleistungen „drumherum“ im Portfolio hat, soll in Zukunft den Kundinnen und Kunden „ alles aus einer Hand “ anbieten. Dabei kann das große Automobilunternehmen der Schweiz, dessen Firmenname für „Automobil- und Motoren AG“ steht, auf einer gesunden Basis aufbauen.

Es vertreibt nicht nur als Importeur die Marken Volkswagen, Audi, SEAT, Cupra, ŠKODA und VW Nutzfahrzeuge über rund 600 Händler und Servicepartner im gesamten Land. Sondern die AMAG-Gruppe vertritt auch die Marken Porsche und Bentley in der Schweiz über Tochtergesellschaften und betreibt 80 eigene Garagenbetriebe. Dazu kommen Gebrauchtwagen- und Karosseriezentren.

Zur Gruppe gehören außerdem die AMAG Leasing AG als Finanzdienstleister und die AMAG Parking AG, die verschiedene Parkhauser bewirtschaftet. Darüber hinaus bietet die AMAG Services AG als Lizenznehmerin von Europcar Carsharing, Valet-Parking-Dienste an den Flughafen des Alpenlandes und Chauffeurdienste in der gesamten Schweiz an. Auch ein Logistik-Spezialist (mobilog) und ein Anbieter von Dienstleistungen für das Flottengeschaft (Movon) zahlen zu dem Konglomerat.

Schon 2025 wird die AMAG-Gruppe klimaneutral arbeiten

Unter anderem erzahlte Bernhard Soltermann mir im Gesprach, dass sich die AMAG-Gruppe als erstes Unternehmen der Fahrzeugbranche in der Schweiz dazu verpflichtet hat, bis 2025 klimaneutral zu arbeiten. Bis 2040 soll ein klimaneutraler Fußabdruck gemäß „Net Zero“ über alle Wertschöpfungsstufen erreicht sein.

Ehrgeiziges Ziel ist es, der erste Anbieter nachhaltiger individueller Mobilität zu werden, der den zusätzlichen Strombedarf für die Elektrofahrzeuge weitestgehend selbst – und mit seinen Partnern gemeinsam – deckt.

Das Ökosystem umfasst bereits mit Clyde (E-Fahrzeuge im Abonnement), Helion Energy (Photovoltaik-Infrastruktur und Warmepumpen) sowie Helion charge:ON (Ladelosungen für Geschäftskunden) drei eigenständige Unternehmen. Als Teil der AMAG-Gruppe liefern sie innovative Lösungen rund um die erneuerbaren Energien und die nachhaltige Mobilität.

Doch die Vision der AMAG geht weiter. Partnerschaften mit Start-ups und Pionieren im Bereich der individuellen Mobilitat sollen für einen raschen Ausbau des Ökosystems sorgen. Dazu wurde die Noviv Mobility AG gegründet, die sowohl Dienstleistungen im Bereich Handel und Service als auch neue Mobilitatskonzepte anbietet.

So ist sie Vertriebspartner für das Leichtelektrofahrzeug Microlino oder tritt als Betriebs- und Verkaufspartner von LOXO in Erscheinung. Das Start-up aus Bern hat ein intelligentes autonomes Lieferfahrzeug entwickelt, das die Probleme der Last Mile-Zustellung auf Anbieter- und Kundenseite verliert.

CX Cafe: Warum Nachhaltigkeit und CX das Traumpaar der Zukunft sind

Eine Illustration eines Globus mit einem elektrischen Lieferwagen, einem Solarpanel und Grünflächen, die nachhaltige Vertriebsmethoden darstellen Nachhaltigkeit ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Aus meiner Sicht sollte jedes Unternehmen das Thema auf der Agenda haben. Doch wie gelingt nachhaltiges Wirtschaften? Und warum trägt Nachhaltigkeit zur Customer Experience (CX) bei? Diese und weitere Fragen diskutieren wir im SAP CX Cafe mit Claudia Gersdorf von der frisch gegründeten Nachhaltigkeitsagentur Polar Bear.

Im hauseigenen AMAG Innovation & Venture LAB werden darüber hinaus selbst neue und innovative Ideen für die Mobilität der Zukunft entwickelt und gezielt Investitionen getätigt. Ein Beispiel dafür ist das Venture allride. Es bietet schweizweit elektrische und geteilte 2- oder 4-Rad-Mobilität für Wohnareale und Unternehmen an. Dazu gehört eine digitale Buchungsplattform, kontinuierliche Fahrzeugwartung und Kundenservice.

Mit dem Einstieg in die dänische Firma Holo, die einer der führenden Implementierer, Integratoren und Betreiber autonomer Fahrzeuge in Skandinavien ist, eroberte die AMAG neue Sharen. Das 2016 gegründete Unternehmen verfügt über umfassende Erfahrungen mit selbstfahrenden Fahrzeugen. Das gilt für den Personenverkehr und die Frachtbeforderung am Boden in fünf Ländern – sowohl auf der Straße als auch auf Gehwegen. Es arbeitet aber auch an Transportlösungen in der Luft mit neuen Drohnen.

Gemeinsame IT-Infrastruktur für Komplettangebote aus einer Hand

Damit wir aus einer Hand Komplettlösungen für unsere Kundinnen und Kunden anbieten können, etwa ein Elektrofahrzeug mit Ladeinfrastruktur und Solaranlage, benötigen wir eine stabile und flexible IT-Infrastruktur “, sagte mir Bernhard Soltermann im Gesprach. Da trifft es sich gut, dass das Automobilunternehmen schon seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Bereichen eine enge Partnerschaft mit SAP pflegt. Für die außerst komplexe Firmenkonstruktion wurde eine gemeinsame IT-Landschaft geschaffen.

So war die AMAG weltweiter Lead-Customer bei der Entwicklung des SAP Automotive-Moduls und hat es entscheidend mitgeprägt. SAP DBM (Dealer Business Management) wird heute ebenso eingesetzt wie die SAP Commerce Cloud als Basis des B2B-Onlineshops für 1280 Autohäuser.

Aktuell konsolidiert die AMAG-Gruppe auch ihr zentrales ERP-System und migriert es auf SAP S/4HANA in der Cloud.

In der Vergangenheit waren wir sehr technikverliebt und haben eher die Produkte in den Mittelpunkt gerückt“, sagte der AMAG-Manager im Gespräch. Das andere sich mit der strategischen Neuaufstellung, bei der nun der Fokus voll auf den Kundinnen und Kunden liegt. Um deren Customer Journey einfach und digital abzubilden, werden viele wichtige Bausteine ​​neu erdacht und gestaltet. Das gilt insbesondere im Bereich Digital Online Sales und Data-Driven-Marketing.

Luckenloses Online-Angebot rund um Autokauf und Service

Wichtige Handlungsfelder sind auch datenbasierte Entscheidungen und die Monetarisierung von Daten. AMAG investiert außerdem viel in die Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit zwischen all der verschiedenen Firmen, die zur AMAG-Gruppe und ihrem Ökosystem gehören. Angestrebt wird ein einheitliches Bild vom Kunden und seinen Bedürfnissen, das auch als „Customer 360“ bezeichnet wird, und eine effiziente und einheitliche Betreuung ermöglicht.

Nachhaltigkeit bietet neue Chancen für E-Commerce

Menschen werfen Gegenstände in einen riesigen Papierkorb, was die Kreislaufwirtschaft in der Wirtschaft symbolisiert Vier von zehn Deutschen sind laut einer aktuellen Studie bereit, im neuen Jahr nachhaltiger einzukaufen. Fundig werden sie dabei überwiegend im Onlinehandel. Doch das grüne Einkaufen erscheint den Verbraucherinnen und Verbrauchern oft als „zu teuer“ und „unbequem“. Wie die repräsentative Umfrage des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) zusammen mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey…

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist die Gruppe mit einem glücklosen Online-Angebot rund um den Autokauf und die Serviceleistungen gestartet. Dazu gehört unter anderem eine persönliche Beratung per Chat-Funktion oder die Möglichkeit, das alte Auto zu verkaufen oder einzutauschen. Auch kann die AMAG-Kundschaft über das Internet-Portal eine Versicherung oder einen Leasingvertrag abschließen.

Erklärtes Ziel ist ein Omnichannel-Kundenerlebnis des gesamten Lebenszyklus und ein einfacher Zugang zu vielen Aftersales-Dienstleistungen: Angefangen mit der Online-Terminvereinbarung über die digitale Schadenmeldung bis hin zur Bestellung von Ladeinfrastruktur für das E-Fahrzeug.

Die AMAG investiert in CO2-Speicherung und eFuels

Doch der Fahrzeug-Großimporteur denkt lange über die klassische Autogeschaft hinaus. So ist er beim Start-Up Climeworks aus Zürich eingestiegen, das mit seiner Direct Air Capture-Technologie weltweit verbreitet ist. Mit ihrer Hilfe lassen sich Kohlendioxid-Emissionen durch große Kollektoren, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden, aus der Luft filtern. Anschließend kann das Klimakiller-Gas dann im Boden gespeichert und mit den Jahren dauerhaft mineralisiert werden.

Nachhaltigkeit: Re-Think – Re-Cycle – Re-Do – Nachhaltiger Handel

grüner E-Commerce Nachhaltigkeit sollte kein Hype oder Trend sein. Sondern eine Selbstverstandlichkeit, die in unserem Alltag nicht wegzudenken ist!

Auch wenn Bernhard Soltermann davon überzeugt ist, dass „ die Zukunft des Autos in Europa elektrisch sein wird “, konnte der Verbrennungsmotor weltweit noch lange eine Rolle spielen. Aus diesem Grund sind auch synthetische Treibstoffe – die sogenannten eFuels – in der Übergangszeit ein wesentlicher Treiber für eine CO2-arme Mobilität.

Nachhaltige Treibstoffe können als ergänzende Lösung zur Elektrifizierung zu einem CO2-neutralen Straßenverkehr beitragen “, so mein Gast auf der Bühne.

Gelingt es, die verbleibenden Personenwagen mit Verbrennungsmotor mit synthetischen Treibstoffen zu betreiben, dann könnten die CO2-Emissionen der Schweiz voraussichtlich um bis zu 10 % gesenkt werden.

Aber auch Landwirtschaft und Luftfahrt warteten handeringend auf nachhaltigere Kraftstoffe, da der Elektroantrieb hier noch keine Alternative sei.

Mit einer Beteiligung an der Synhelion AG unterstützt die AMAG die Herstellung von eFuels nach einem neuartigen Verfahren. Das junge Unternehmen mit Sitz in Lugano nutzt dazu durch Spiegel gebündelte Sonnenenergie. Die damit erzeugte Solarwärme treibt dann einen thermochemischen Reaktor an, der Kohlendioxid und Wasser in Synthesegas umwandelt.

So kann die tagsüber über erzeugte Solarwärme durch kostengünstige thermische Energiespeicher gespeichert werden. Sie ermöglichen die Produktion von synthetischen Treibstoffen rund um die Uhr. Derzeit ist eine erste Anlage in industrieller Größe im Bau und soll im Verlauf des Jahres 2024 in Betrieb gehen.

Nachhaltigkeit und Customer Experience stehen im Mittelpunkt

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unseren Kundinnen und Kunden einfache und vernetzte Mobilitatslösungen anzubieten “, betonte Bernhard Soltermann in seiner Keynote. Die Nachhaltigkeit steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie ein exzellentes Kundenerlebnis. Beides lasst sich in der Automobilbranche mit der weiteren digitalen Transformation und neuen technologischen Möglichkeiten – wie etwa dem Einsatz von generativer Kunstlicher Intelligenz – mittelfristig erreichen.

Die rasante Veränderung der AMAG-Gruppe, die auf Basis einer kuhnen Vision zielstrebig Maßnahmen umsetzt, ist dafür ein überzeugendes Beispiel.

Und das strahlt lange über die eigene Branche hinaus. Mit dem „Sustainable Valley Zug“, dessen Projektleiter Bernhard Soltermann ebenfalls ist, wurde im Kanton Zug eine Initiative für eine Modellregion für mehr Nachhaltigkeit in der Schweiz lanciert. In ihr sollen Energieerzeugung, Immobilienwirtschaft und Mobilitat neu gedacht und die Akteure mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern auf neue Art intelligent miteinander vernetzt werden. „ Unser Anspruch ist es, damit eine Blaupause für ahnliche Initiativen zu schaffen “, betonte unser Gast.

Mein Lebenslauf: Verzahnung von Kundenerlebnis, digitalen Lösungen und Ökosystemen

Die Einblicke, die uns Bernhard Soltermann auf der SAP CX Live in Zurich hat, waren für mich in zweifacher Hinsicht sehr lehrreich gegeben:

  • Die AMAG hat ihre digitale Transformation weg vom klassischen Automobilunternehmen mit einer progressiven Vision der zukünftigen Mobilität kombiniert. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die Verzahnung von Kundenerlebnis, digitalen Losungen und der Auf- und Ausbau von Mobilitats- und (Energie-) Ökosystemen.
  • Eine exzellente Kundenerfahrung ist bei all den schnellen Veränderungen und vielen Möglichkeiten von zentraler Bedeutung. Denn gerade ein so komplexes Unternehmen, wie es die AMAG heute ist, wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie über die entsprechenden digitalen Lösungen verfugt und damit ein Customer 360-Grad-Profil ihrer Kundinnen und Kunden erstellen kann, dass umfassende Aspekte in hoher Qualität abdeckt.

Alles in allem hat sich der traditionsreiche Fahrzeughändler aus der Schweiz auf eine spannende Reise begeben, die für viele andere Automotive-Unternehmen eine Vorbildfunktion übernehmen konnte. Ich bin gespannt, wohin dieser Weg in den nächsten 20 Jahren geführt wird.

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